Warum die 1000-Franken-Note so beliebt ist
Das Kapitel ‹Die Füße voran in siedendes Öl› führt in die Welt der Falschmünzer und besucht etwa den Münchner Grafiker Günter Hopfinger, der als ‹Blütenrembrandt› 1973 aufflog. Per Tuschefüller und von Hand zeichnete er seine Tausendmarkscheine, acht Stunden brauchte er für ein Exemplar. Eigentlich kein schlechter Stundenlohn, erklärte er den Polizeibeamten. Ebenso flott geht die Reise zu Begriffen wie Bankrott oder Blüten, zu Falschmünzern, Verkaufsautomaten, Banknoten, Weihnachtsgeld, Gutscheinen und Boni, zu der im KZ entwickelten Liliput-Rechenmaschine ‹Curta› von Curt Herzstark, zu Andy Warhols ‹One Dollar Bill›, die 2015 bei Sotheby’s 32,8 Mio. $ erzielte, zu David Bowies Anleihe für ‹The Man Who Sold the World› oder zur Frage, warum Flugtickets einmal wie teure Banknoten ausgesehen haben.
Es gibt eine kleine Geschichte des Verschließens, schön illustriert wie überhaupt all die Miniaturen, sowie Betrachtungen darüber, was für Kriminelle die besten Währungen sind, um in wenigen großen Scheinen viel Geld hinwegzutragen. Am beliebtesten weltweit: die Schweizer 1000-Franken-Note, 60 Prozent des gesamten Notenumlaufs der Schweiz besteht aus solchen Scheinen. Zehn Mio. Dollar passen damit leicht in eine Aktentasche und wiegen weniger als zwölf Kilogramm, für 500-Euro-Scheine bräuchte es hier bereits zwei Geldkoffer. Und in 100-Dollar-Scheine aufgeteilt, die größte aktuelle Banknote der USA, wären für die zehn Millionen schon einige Koffer notwendig, um gut 100 Kilo Papiergeld zu schleppen. Kein Wunder, dass in Wallace Strobys Räuberinnen-Romanen mit Crissa Stone so ausgiebig Dollars gezählt werden müssen. Schon Karl Valentin wusste: ‹Rechnen ist schön, macht aber viel Arbeit.›»
Alf Mayer, Culturmag, 19. September 2017
Bare Münze
Ich hätte es schon viel früher zur Hand nehmen sollen!
Thomas Weibel erzählt in kurzen, sehr schön bebilderten Kapiteln über die Geschichte des Geldes von der Frühzeit bis heute. Unterhaltsam und informativ liest man nicht nur vom Ursprung des Geldes und seine weitere Entwicklung, sondern auch kleine Anekdoten um Geld und alles, was damit zusammenhängt. Ich habe immer mal wieder ein paar Kapitel gelesen und es sehr genossen. Spontan fielen mir auch gleich mehrere Leute ein, für die dieses Buch ein tolles Geschenk wäre. Durch seine hochwertige Ausstattung und Gestaltung bietet es sich geradezu dafür an. Und das Thema dürfte für ziemlich jedermann interessant sein.
Wer ein etwas anderes Geschenk sucht oder aber selbst etwas über Geld erfahren möchte, in gut verdaulichen, unterhaltsamen Häppchen, ist hier goldrichtig.»
Anja Bayer, Anjas Insel, 5. August 2017
Was es über Geld zu wissen gibt
Stadtbibliothek Olten, 26. Juli 2017
Geld ist geil
Thomas Weibels kleines Büchlein ‹Bare Münze› richtet sich aber nicht nur an Schmuggler oder Freunde abseitigen Wissens, sondern versammelt Geschichten ums Geld, um Münzen oder Noten, Währungen und Mechanismen, die damit zusammenhängen. Sicher, Geld ist beliebt und begehrt, darum werden Kriege geführt, dafür Freundschaften aufs Spiel gesetzt und Leben riskiert. Doch dem Wirtschaftsjournalisten Weibel, der heute auch an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur lehrt, geht es nicht um Gier oder Ehrgeiz oder was Geld mit den Menschen macht.
‹Seit ich über Geld schreibe, hat sich mein Verhältnis zum Geld als Wert nicht geändert›, sagt er. ‹Aber Banknoten, die ich im Supermarkt bekomme, die schaue ich mir jetzt immer genau an.› So beschreibt er etwa, welche Sicherheitsmerkmale die neuen Schweizer Banknoten aufweisen: der dreidimensional scheinende Globus, der sich von Zehner- bis Tausendernote einmal um die eigene Achse dreht, Sicherheitsstreifen und Spezialdrucke, Bilder, die nur bei Infrarotlicht erscheinen, Druckfarben, die auf normalem Papier Spuren hinterlassen, und Symbole, Sicherheitsfäden, Lochungen und Mikrotexte.
Wissen dieser Art schreibt Weibel für den Finanzblog der LGT-Bank und übernimmt sie auf seine eigene Webseite. ‹Am Anfang stand die Freude daran, dass die Wurzel vieler Dinge, die wir heute als neu bestaunen, weiter zurückreicht als vermutet›, erzählt Weibel, ‹und der Wunsch, für den Wirtschaftsteil der Zeitung eine Sprache zu finden, die nicht nur Kenner und Insider verstehen.› 49 dieser Blogbeiträge sind jetzt im Buch ‹Bare Münze› versammelt, das den Untertitel trägt: ‹Gallier und heilige Gänse: Was es über Geld zu wissen gibt›.
Die Gallier und die Gänse hängen mit der römischen Göttin Juno Moneta zusammen, deren Name ursprünglich Mahnerin oder Warnerin bedeutete, weil sie mit ihren heiligen Tieren, den Gänsen, den Fall Roms verhindern konnte. Die Rettung kostete die Römer immerhin 1000 Pfund Gold, auch damals schon eine stolze Summe. Aber ihre Stadt war gerettet, das war die Sache wert. Als der Juno-Tempel auf dem Kapitol durch einen Neubau ersetzt wurde, errichtete man dort eine Münzanstalt und prägte auf die Münzen Junos Porträt und ihren Namen, Juno Moneta. Juno war fortan nicht mehr nur die Göttin mit den Gänsen, sondern auch die Schirmherrin über die Münzerei.
Nur selten geht es so tierisch zu, wenn Weibel erzählt. Vielmehr steckt oft auch hartes Geschäft dahinter, etwa wenn Charles Dow mit seinem Kollegen Edward Jones den Dow Jones Index einführt. Oder wenn der Lebensmittel- und Spielehersteller General Mills die Rechte an Monopoly durchsetzen will, die er von Erfinder Charles Darrow erworben hat – und vor Gericht düpiert feststellen muss, dass Monopoly selbst eine Kopie war einer Version, die als antikapitalistisches Spiel erdacht und patentiert worden war. (…)
Ein langer Weg von den Problemen des Tauschhandels – wie viele Kaninchen kostet eine Ziegenhaut? – zu den Entwicklungen des 21. Jahrhunderts. Da wird das Ende des Bargeldes vorausgesehen und mit Bitcoins bezahlt: Geld, das man nur als Code besitzt, nur mühsam und mit grossem technischen Wissen im Internet kaufen oder noch komplizierter selbst herstellen kann; ein Prozess, der sich ‹mining›, schürfen, nennt – und der doch mit dieser dreckigen, handwerklichen Tätigkeit so wenig zu tun hat wie – ja, was? Wie die 1000-Franken-Note mit den heiligen Gänsen der Göttin Juno.»
Valeria Heintges, St. Galler Tagblatt, Luzerner Zeitung, Thurgauer Zeitung, Bote der Urschweiz, 18. Juli 2017
Franken und Rappen sind Ausländer
Nachdem mit dem Römischen Reich auch das einheitliche Währungssystem untergegangen war, kam es in Europa zum Münz-Wildwuchs. Karl der Grosse wollte dem ein Ende bereiten. Er ordnete im Jahr 739 ein neues System an: 12 Silberpfennige ergeben einen Schilling, 20 Schillinge wiederum ein Pfund. Der Name war Programm: Aus einem damaligen Pfund Silber wurden genau 20 Schillinge bzw. 240 Pfennige geschlagen. Autor Weibel nennt die Währung den ‹Euro des Mittelalters›. Mit der Zeit wurde sie jedoch von Währungen im Dezimalsystem abgelöst – nur in Grossbritannien konnte sich das umständliche System bis 1971 halten. Das Pfund lebt bis heute weiter, und auch mit Schillingen wird in Kenia, Somalia, Tansania und Uganda immer noch bezahlt.
Wenn es in den Medien heisst, ein Unternehmen verkaufe sein Tafelsilber, dann ist das ein Sprachbild. Gemeint sind etwa Immobilien, die zu Geld gemacht werden können. Den Ausdruck konnte man früher aber auch wörtlich verstehen: So musste der römisch-deutsche König Maximilian I. im Jahr 1496 sein silbernes Besteck aus Geldnot verpfänden. Der preussische König Wilhelm I. wiederum liess aus seinem Tafelsilber Münzen prägen, wenn die Staatskasse leer war.
War Napoleon Bonaparte ein Tyrann oder ein Modernisierer? In Falle der Währung trifft Letzteres zu: Nach der Eroberung der Eidgenossenschaft 1798 sollten die kantonalen Währungen wie Batzen oder Taler durch den Franken ersetzt werden. Doch das Projekt scheiterte, weil zu wenig Silber für die neuen Münzen vorhanden war. Erst nach der Gründung des Bundesstaats 1848 wurde die Schweizer Einheitswährung Realität. Den Rappen gab es hierzulande bereits länger. Das kam so: In Freiburg im Breisgau wurden Pfennigmünzen mit Adlerkopf geprägt. Das Volk bezeichnete den Adler aber als Raben, woraus der Rappen entstand. 1387 beteiligten sich verschiedene Schweizer Kantone, darunter auch Bern, am Rappenmünzbund. Dieser sollte den Handel erleichtern. ‹Der Franken aus Frankreich, der Rappen aus Süddeutschland – die Schweizer Währung ist eine Ausländerin›, schreibt Weibel.»
Adrian Sulc, Der Bund, 2. Mai 2017
Von Blechmünzen zu Bitcoins
Dabei fängt der Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur beim Tauschhandel in der Steinzeit an. Er klärt auf über die Währungsreform des Frankenkönigs Karl des Grossen, die ersten Banknoten in der Schweiz 1825 und den Stellenwert von Wertpapieren. Die knappen Erforschungen der Vergangenheit und Ausblicke in die Zukunft helfen, die Wirtschaftsgeschichte der Gegenwart zu verstehen.»
Cigdem Akyol, Saldo, K-Tipp, 25. April 2017