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Jackpot, oder: Das Blatt des toten Mannes

Den prall gefüllten Jackpot zu knacken, ist der Traum eines jeden Lottospielers. Doch Glück im Spiel heisst Pech in der Liebe, sagt das Sprichwort. Und Poker, der Ursprung des Jackpots, hat schon so manchem Unglück gebracht.

«Jackpot» ist wie so manches Englisch und kommt von jack, dem Buben im Kartenspiel, und pot, «Gefäss» oder «Spieltopf». Auch wenn wir den Jackpot vom Lotto her kennen, stammt er tatsächlich vom Poker ab, genauer: von einer Eröffnungsvariante des vor allem im Wilden Westen beliebten Draw Poker. Und die geht so: Bevor die Karten ausgeteilt werden, legt jeder Spieler einen bestimmten Betrag in den pot, also in die Tischmitte, wo alle Einsätze der Spielrunde liegen. Danach teilt der Geber die Karten aus und fragt der Reihe nach jeden Spieler, ob er mindestens zwei Buben in der Hand halte. Trifft das auf keinen Spieler zu, ist die Runde beendet, der Einsatz verbleibt im Jackpot, und die Karten werden neu ausgegeben. Erst wenn ein Spieler tatsächlich zwei oder mehr jacks hat, beginnt das eigentliche Spiel, dessen Gewinner am Ende den gesamten Jackpot einstreichen kann.

Auch andere Glücksspiele kennen den Jackpot, allen voran die staatlichen Lotterien. Die Regeln sind hier ganz ähnlich: Der Jackpot besteht aus der Gesamtheit der Spieleinsätze, und solange keiner der Teilnehmer die Bedingungen für einen Gewinn erfüllt, erhöht sich die Gewinnsumme immer weiter, so dass die Spieler bei gleicher Gewinnchance die Aussicht auf einen grösseren Gewinn haben. Auf diese Weise kann eine Menge Geld zusammenkommen. Am 23. August 2014 traf ein Spieler mit den Lottozahlen 3, 4, 7, 21, 22, 23 und der Glückszahl 2 ins Schwarze und gewann den bisher grössten Jackpot der Schweiz im Umfang von 48,6 Mio. Franken.

Staatliche Lotterien sind eine lukrative Einnahmequelle. Trotz ihrer niedrigen Auszahlungsraten sind Lotterien ungemein beliebt. Eine im American Journal of Economics and Sociology publizierte Studie aus dem Jahr 2007 belegt, dass Lotto vor allem bei in Armut lebenden Menschen andere Unterhaltungsangebote ersetzt – aus Verzweiflung über die als desperat empfundene Lage und in der Hoffnung auf eine schlagartige Verbesserung der Lebensumstände.

In den USA, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, können enorme Summen locken: Am 18. Mai 2013 gewann die damals 83-jährige Gloria MacKenzie aus Zephyrhills, Florida, den nach insgesamt 13 rollover genannten Runden ohne Gewinner auf 590,5 Mio. Dollar angewachsenen Jackpot. Und gerade erst, am 22. Januar dieses Jahres, knackte ein bisher unbekannter Spieler aus der Stadt Novi im Bundesstaat Michigan mit den sechs richtigen Zahlen 4, 26, 42, 50, 60 und 24 den auf schwindelerregende 1,05 Mia. Dollar angewachsenen Jackpot der US-Lotterie «Mega Millions». Abzüglich der Steuern verblieben dem Glückspilz immer noch rekordhohe 739,6 Mio. Dollar.

Gewinne, ob im Lotto oder beim Pokern, wecken bei Verlierern nicht selten ungezügelten Neid. Als der Revolverheld «Wild Bill» Hickok am 2. August 1876 im Saloon einer improvisierten Goldgräbersiedlung im US-Bundesstaat South Dakota beim Pokern sass, schoss ihm der schwer angetrunkene «Broken Nose» Jack McCall, der tags zuvor Unsummen an Hickok verloren hatte, kurzerhand eine Kugel in den Hinterkopf. Das Blatt des Opfers – zwei schwarze Asse und zwei schwarze Achten – heisst seitdem «Dead Man’s Hand», das Blatt des toten Mannes.