Seitdem es Geld gibt, wird es gehortet – unter der Erde und unter der Matratze. Die Null- und Negativzinspolitik der Notenbanken macht das Horten von Bargeld wieder populär.
Bargeld hat eine Physis: in der Urzeit in Form von Tierzähnen oder Muscheln, heute in der Form von Banknoten und Münzen. Weil Geld fortlaufend gegen Waren und Dienstleistungen getauscht wird, befindet es sich in dauernder Bewegung. Umlaufendes Geld ist das Schmiermittel der Wirtschaft, weswegen der Bargeldumlauf – die Summe allen zirkulierenden Bargelds – seit jeher ein wichtiger ökonomischer Kennwert der Notenbanken ist.
Spare in der Zeit, so hast du in der Not: Geld ist nicht nur Zahlungs-, sondern auch Wertaufbewahrungsmittel. Jahrtausendelang pflegten Sparer aller Kulturen Geldvorräte anzulegen – oft in Form mit Münzen gefüllter Beutel, Kassetten oder Töpfe. Sogenannte ‹Hortfunde› mit Gold-, Silber- und Kupfermünzen aus vergangenen Zeiten zeugen von der elementaren Bedeutung dieser Wertaufbewahrungsfunktion. Lange galt die sprichwörtliche Matratze als Safe des kleinen Mannes. Mit dem Aufkommen des Geschäftsmodells moderner Banken aber wurde das Horten von Bargeld zunehmend unwirtschaftlich. Denn im Austausch dafür, dass der Sparer ihnen sein Vermögen lieh, zahlten die Banken Zinsen – ganz zu schweigen davon, dass ein Bankkonto wesentlich mehr Sicherheit vor Räubern und vor Bränden verhiess.
Dieses Modell aber gerät ins Wanken. Finanzkrise und Deflationsangst liessen die Notenbanken in den vergangenen Jahren erst zu Tief-, dann zu Null- und schliesslich im Fall der Eurozone, der Schweiz, Dänemarks, Schwedens und Japans sogar zu Negativzinsen greifen. Damit steht die herkömmliche Bankenökonomie Kopf: Institute, die ihr Geld bei der Zentralbank parkieren, erhalten dafür eine Gebühr aufgebrummt; wer der Bank sein Geld anvertraut, erhält dafür keinen Zins mehr und zahlt Strafgebühren; wer sein Geld in Form von Anleihen dem Staat überlässt, legt drauf.
Nur Bares ist Wahres: Wenn Geld anlegen auf einmal Geld kostet statt einbringt, dann beginnt sich das Horten zu lohnen, am besten in grossen Scheinen. Und die Schweiz, mit dem bisher tiefsten Leitzins von –0,75 Prozent, hält mit ihrer 1000-Franken-Note gleich noch den Geldschein mit dem welthöchsten Realwert bereit. Im Jahr 2000 befanden sich noch weniger als 20 Millionen Tausendernoten im Umlauf; heute sind es bereits gegen 42 Millionen. Ein wichtiger Grund ist das Aufbewahren – in Aktenkoffern und unter der Matratze. Sehr zum Verdruss der Notenbanker: Das gehortete Geld bleibt dem Kreislauf entzogen, schmiert die Wirtschaft nicht mehr und bremst die Geldpolitik der Währungshüter aus.