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Die Geschichte der ‹Bowie-Bonds›

Der Popstar David Bowie war ein Künstler von Weltformat. Doch Erfolge feierte er nicht nur auf den Bühnen, sondern auch an der Börse.

Musiker, Musikproduzent, Schauspieler, Maler – keine Frage: David Bowie, mit bürgerlichem Namen David Robert Jones, war ein Künstler von Weltformat. Songs wie Let’s Dance, Under Pressure oder Space Oddity haben sich ins kollektive Bewusstsein eingebrannt – David Bowie ist einer der Heroes der Popgeschichte, wie ein weiterer seiner Welthits heisst.

Mit The Man Who Sold the World gab Bowie 1970 ein Album heraus, dessen Titel eine weitere, weniger bekannte Seite des Ausnahmekünstlers vorwegnehmen sollte: die des erfolgreichen Businessman. Statt auf die wechselhaften Erträge aus den CD-Verkäufen zu hoffen, landete Bowie Anfang 1997 einen Coup: Anlässlich seines 50. Geburtstags gab er eine Anleihe heraus, die er mit den zukünftigen Einnahmen seiner ersten 25 Alben (insgesamt 287 Songs) absicherte. Die ‹Bowie Bonds› mit einer Laufzeit von zehn Jahren brachten dem Sänger auf einen Schlag 55 Millionen US-Dollar ein. Gezeichnet wurde die Anleihe vollständig durch den amerikanischen Versicherer Prudential Life, der sich von den 7,9 Prozent Zinsen ein gutes Geschäft versprach – US-Staatsanleihen warfen im Vergleich dazu ‹nur› 6,37 Prozent ab. Die ‹Bowie Bonds› wurden mit einem Rating von A3 bewertet; immerhin bürgte der Musikkonzern EMI für Einspiel­ergebnisse in der Höhe von 30 Millionen Dollar.

Die Anleihe war ein voller Erfolg. Auf dem Londoner Finanzplatz galt die Emission, obgleich mit 55 Millionen Dollar vergleichsweise bescheiden, als ein Riesending. Hinter dem Deal stand der Investmentbanker David Pullman, und angesichts des Erfolgs liessen Nachahmer nicht lange auf sich warten: Rod Stewart, Iron Maiden oder James Brown griffen in der Folge ebenfalls zum Instrument der ‹Bowie Bonds›.

Sogenannte ‹Asset-backed Securities› – Wertpapiere, die durch künftige Erträge abgesichert werden – lagen Ende der 90er-Jahre im Trend. 1996 hatte das weltweite Verbriefungs­volumen 165 Milliarden Dollar betragen, und in den folgenden zehn Jahren sollte sich diese Summe vervielfachen. Doch dann begann sich das Blatt zu wenden: 2007 gerieten die Verbriefungen in den Strudel der Finanzkrise; enorme Wertverluste waren die Folge. Die Papiere gerieten gar in den Verdacht, für die dramatischen Einbrüche mitverantwortlich zu sein, und galten mit einem Mal als toxisch.

Heute hat sich der Ruf der ‹Asset-backed Securities› wieder etwas erholt. Doch das CD-Geschäft ist tot, und Musiker-Bonds gehören der Vergangenheit an. Weil die CD-Verkäufe immer mehr zurückgegangen waren, wurden Bowies Bonds schon 2004 von A3 nach Baa3 herabgestuft, dem letzten Platz oberhalb der Spekulationsgrenze. Da allerdings hatte David Bowie, dieser genialische Verwandlungskünstler, sein Geschäft längst gemacht: Die 55 Dollarmillionen hatte er geschickt dazu genutzt, sein Management auszuzahlen und dessen Rechte an seinen Songs zurückzukaufen.