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Die Füsse voran in siedendes Öl

Falschgeld kommt, allen Anstrengungen von Notenbanken und Polizei zum Trotz, nicht aus der Mode.

Der ‹falsche Fuffziger› ist im Volksmund ein Gauner mit Talent. Erfolgreich Falschgeld zu produzieren ist nur wenigen vorbehalten, was zum einen daran liegt, dass das Fälschen von Münzen oder Banknoten eine ganze Reihe von Talenten erfordert, dass zum zweiten die Notenbanken dieses Vorhaben nach Kräften erschweren und, zum dritten, dass der Weg nur allzu oft hinter Gitter führt.

Die Geschichte des Falschgelds ist so alt wie das Geld selbst. Und wer immer Geld einkassiert, hat seit jeher ein Auge darauf, dass ihm da nicht eine Blüte untergejubelt wird. Im Mittelalter war das vergleichsweise einfach: Durch einen beherzten Biss in den Rand der Goldmünze flog so mancher Gauner auf – die Fälschung war in der Regel härter als das weiche Münzgold. Dem Fälscher drohte dann ein grausamer Tod: Er wurde, die Füsse voran, mit einer Winde langsam in siedendes Öl getaucht.

Trotz des Verbots in Art. 240 des Schweizerischen Strafgesetzbuches und trotz Freiheitsstrafen von mindestens einem Jahr wird nach wie vor gefälscht, was das Zeug hält. Ein ergiebiger, aber anspruchsvoller Weg ist das Nachdrucken von Banknoten: Die nötigen Druckplatten werden, Farbe für Farbe, in mühevoller Kleinarbeit hergestellt und die Noten danach in Serie gedruckt. Noch in den Jahren 2000 und 2001 wurden in der Schweiz gefälschte Notendrucke im Gesamtwert von 83,7 Millionen Franken beschlagnahmt, in je rund 60 000 Stück Hunderter-, Zweihunderter- und Tausendernoten. Heute dagegen tauchen kaum noch Falschdrucke auf. Dafür sind hausgemachte Banknoten häufiger geworden: 2015 wurden laut Statistik des Bundesamtes für Polizei 514 Noten im Wert von 54 070 Franken aus dem Verkehr gezogen, die auf einem Farbkopierer vervielfältigt worden waren; 1842 beschlagnahmte Blüten im Wert von 235 870 Franken stammten gar aus einem billigen Tintenstrahldrucker. Münzen dagegen lassen sich aus einsichtigen Gründen nicht ganz so leicht kopieren. Erstaunlich genug, dass 2015 dennoch 9973 gefälschte Zweifränkler und Fünfliber konfisziert wurden; zwei Jahre davor waren gar, noch verblüffender, 603 auf vorgebliche Einfränkler umgeprägte 20-Räppler ans Licht gekommen.

Den Fälscher gibt es nicht – die Motive der Falschmünzer sind so unterschiedlich wie die der Geldverdiener. Da sind die kriminellen Banden, die Blüten gleichsam industriell herstellen, und da ist der arme Schlucker, der in seiner Not nicht anders kann. Und dann gibt es da noch den Künstler: 1973 flog der später als ‹Blütenrembrandt› bezeichnete Münchner Grafiker Günter Hopfinger auf. Er hatte deutsche Tausendmarkscheine zu Dutzenden nachgemacht – per Tuschefüller und von Hand. Für einen einzelnen Schein, so erklärte er den verdutzten Polizeibeamten, habe er nur acht Stunden gebraucht.