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Das Hightech-Produkt namens Dollar

Münzgeld ist lästig: Wir haben immer dann zu viel, wenn unser Geldbeutel aus allen Nähten platzt, und immer dann zu wenig, wenn wir vor der Parkuhr stehen. Dabei sind Münzen Hightech.

Die Erfindung der Münze ist eine der bedeutenden Errungenschaften des Menschen. Schon in der Steinzeit begannen Werteinheiten wie Muscheln oder seltene Steine den Tauschhandel allmählich abzulösen. Die alten Römer perfektionierten ihre Münzen bis zum Hightech-Produkt, und mit den Brakteaten wurde im Mittelalter Kleingeld geprägt, dessen Herstellung einfacher und billiger war.

Die grössten Münzstätten der Welt stehen heute in Philadelphia (von 1790 bis 1800 Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika), in Denver, San Francisco und West Point. Hier prägt die United States Mint den ‹Lincoln Penny›, den ‹Jefferson Nickel›, den ‹Dime›, den ‹Quarter Dollar›, den ‹Kennedy Half Dollar›, den ‹Native American Dollar› und, ursprünglich als Ersatz für den ‹Greenback› genannten Dollarschein gedacht, den ‹Presidential Dollar›, dessen Rückseite die Freiheitsstatue zeigt und auf dessen Vorderseite jedes Jahr mehrere neue Porträts ehemaliger US-Präsidenten prangen. Im Startjahr 2007 waren es George Washington, John Adams, Thomas Jefferson und James Madison; 2016 Richard Nixon, Gerald Ford und Ronald Reagan.

Der Weg von der Idee zur Münze ist lang. Am Anfang steht der Entwurf des Künstlers, eine Zeichnung mit klaren räum­lichen Konturen, nach ersten Skizzen minutiös ausgeführt mit dem Stift direkt auf dem Bildschirm des Zeichencomputers. Dann ist der Skulpteur an der Reihe: Er verwandelt die Zeichnung in ein dreidimensionales Flachrelief aus Ton, das danach in Gips gegossen und in aufwendiger Kleinarbeit verfeinert wird. Augenbrauen, Hautfältchen, Haarsträhnen – all die vielen Details dienen weniger der Ästhetik als vielmehr der Fälschungssicherheit.

Dieses Relief hat immer noch die Grösse eines Tellers. Die Reduktionsmaschine verkleinert den fertigen Entwurf nun auf einen Zwölftel. Das Gerät besteht im Wesentlichen aus einem Stift, der feinste Erhebungen und Vertiefungen des Gipsentwurfs abtastet und über ein komplexes Getriebe an eine Gravurnadel weitergibt. Auf diese Weise entsteht binnen dreier Tage die erste Stahlform in Originalgrösse, die sogenannte ‹Reduktion›. Sie besteht aus gehärtetem Stahl und zeigt das Münzbild als Positiv. Durch das Pressen ungehärteter Prägestempel entstehen sodann die für die Münzherstellung nötigen Negativformen, je eine für die Vorder- und die Rückseite.

Nun werden die vorgestanzten Münzrohlinge, die ‹Ronden›, erhitzt und gerändelt: Der überstehende Rand wird das aufwendige Relief im Lauf des jahrzehntelangen Münzlebens vor allzu rascher Abnutzung schützen. Am Ende verwandelt die Prägemaschine die Ronden schliesslich in Münzen, pro Presse 750 Stück pro Minute: Einer der Münzstempel ist fest angebracht, der andere wird mit hohem Druck auf den Rohling gepresst. Abschliessend wird der Wahlspruch der USA, In God we trust, auf die Münzkante geprägt, und fertig ist der nagelneue Dollar – eine von über 14 Milliarden Umlaufmünzen der US Mint, die jährlich an Banken und Sammler ausgeliefert werden.