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Am Anfang war der Tausch

Das ökonomische Prinzip der Steinzeit war der Tauschhandel. Güter zu tauschen erwies sich aber als zunehmend schwierig, und so erfand der Mensch das Geld.

Beeren gegen Baumnüsse, Brennholz gegen Bärenfell: Am Anfang war das Tauschen. Tauschhandel war das ökonomische Prinzip der Steinzeit. Es leuchtete allen ein: Man produzierte, was man am besten konnte – Getreide, Wolle, Faustkeile. Und davon immer ein bisschen mehr, so dass man überschüssige Ware gegen jene Güter eintauschen konnte, die man gerade benötigte.

Nur: Tauschhandel hat gewichtige Nachteile. Wie misst man Wert? Wie viele Kaninchen kostet eine Ziegenhaut? Wer handeln wollte, musste immer erst einen tauschwilligen Partner finden, der genau das suchte, was man gerade anzubieten hatte. Wer Handel trieb, musste ausserdem ein kompliziertes Umrechnungssystem im Kopf haben, das den Wert aller Waren gegenüber allen anderen Gütern bemass. Und nicht zuletzt war da das Problem der Haltbarkeit: Tote, nicht eingetauschte Kaninchen beginnen naturgemäss mit der Zeit streng zu riechen.

Die Lösung hiess ‹Werteinheit›. Die Händler der Urzeit erfanden sogenanntes Primitivgeld wie etwa Tierzähne, Muscheln oder seltene Steine. Auf einen Schlag wurde es einfacher, Handelspartner zu finden, denn die mussten nicht mehr zwingend an dem einen angebotenen Gut interessiert sein. Nun stand ein universelles Zahlungsmittel zur Verfügung, das sich gegen jede beliebige Ware eintauschen liess. Wenn alle Waren gegen dieselbe Währung eingetauscht werden, ist es einfacher, Preise festzusetzen und zu vergleichen.

Das neue Urgeld hatte drei Zwecke: Es war erstens Zahlungsmittel, zweitens Wertaufbewahrungsmittel und drittens Wertmassstab. Man konnte damit zahlen, man konnte es beiseitelegen und sparen – und man konnte Güter bewerten, so dass sich ein Bärenfell auf einmal präzise in Kaninchen umrechnen liess. Im Grunde konnte jedes Gut zu Geld werden – die Bedingung war bloss, dass alle Handelspartner es akzeptierten, dass sie in seinen Wert vertrauten und dass es davon weder zu viel noch zu wenig gab. Kieselsteine waren daher wenig geeignet, wohl aber Edelmetall, später aufwendig gedrucktes Papier- und schliesslich gar virtuelles Geld.

Und doch, allen Bitcoins zum Trotz: Steinzeitgeschäfte gibt es auch heute noch. Firmen tauschen Dienstleistungen aus, von denen alle Beteiligten gleichermassen profitieren und die am Ende mit Rechnung und Gegenrechnung belegt werden, die auf denselben Betrag lauten, so dass keinerlei Bargeld fliessen muss. Dieses Geschäft nennt man bartering – was auf Deutsch nichts anderes heisst als ‹Tauschhandel›.